Freitag, 15. April 2016

Rezension - Morgentau, die Auserwählte der Jahreszeiten

Autor: Jennifer Wolf

Verlag: Carlsen

ISBN; 978-3-551-31496-3

Preis: 4,99 €

Seitenzahl: 270

Erscheinungsjahr: 2015

Inhalt:
Wir schreiben das Jahr 3013. Die Menschheit hat sich selbst zugrunde gerichtet durch Krankheiten, Kriege und Naturkatastrophen. Doch Gaia, die Göttin allen Lebens, war so gütig und hat einen Teil der Menschen gerettet. An einem sicheren Ort auf der Erde, die ‚Sichere Zone‘ genannt wird, leben sie friedlich miteinander. Während der Rest der Erde sich noch in einem Heilungsprozess befindet. Die menschliche Liebe und Ergebenheit gilt Gaia. Eine ausgewählte Gruppe von Frauen machte sie zu ihren Hüterinnen. Einmal alle 100 Jahre erscheint die Göttin auf der Erde und sucht sich aus der Schar junger Hüterinnen eine aus, die sie mit in ihre Welt nimmt. Sie wird einen ihrer Söhne heiraten. Doch welchen, das darf sie selbst entscheiden. Dafür hat sie einen Monat Zeit.

Meine Meinung:
Es ist klar das wir den Planeten irgendwann so weit haben, dass er versucht uns los zu werden. Oder um es anders zu schreiben. Wenn der Planet stirbt entsorgt er als erstes das was ihn krank macht und in dem Fall sind wir es.
Die Idee die Menschen in ihrer Technischen Entwicklung ein paar Stufen runter zusetzen, das Geld unnötig zu machen und die Natur mit Respekt zu behandeln stößt bei mir auf offene Türen. Manchmal habe ich ähnliche Gedanken wenn ich sehe was aus uns geworden ist. Es werden immer weniger die an die Natur denken und mehr die meinen Geld ist eine Selbstverständlichkeit (mit Verlaub: das ist es nicht).
Darum gefällt mir die Umsetzung hier in dem Buch richtig gut. Die Menschen wissen die Natur zu würdigen, sie sind sich einig und jeder bekommt Nahrung oder ein Dach über dem Kopf. Ohne Geld haben zu müssen. Wie heute gehen sie ihrer Arbeit nach und bekommen etwas dafür.
Die Göttin steht im Mittelpunkt, die Menschen verehren sie und als Gegenleistung achtet die Göttin auf ihre Schützlinge.

Allerdings haben sich mir beim Lesen ein paar Fragen aufgetan:
1.     Was ist mit den anderen Religionen passiert? Warum haben sie so schnell keine Relevanz mehr?
2.     Wie hat die Göttin die Menschen ausgesucht? Nach welchen Kriterien?
3.     Weshalb liegt das Gebiet der sicheren Zone in Schweden und nicht einem anderen Teil Europas?
4.     Warum ist es immer nur eine junge Frau die der Göttin folgt um einen ihrer Söhne zu heiraten? Wäre es nicht fairer, den anderen Dreien gegenüber wenn sie ebenfalls eine Partnerin bekommen?
5.     Weshalb nur 100 Jahre? Stimmt da etwa meine Vermutung, dass die Göttin eifersüchtig ist auf eine normale Frau? Ganz erklärt wird es ja leider nicht oder ich habe den Teil überlesen.
6.     Warum mussten die Sprachen aussterben? Ja es gibt nur noch wenige tausend Menschen, doch wie unterscheiden sie sich dann?
7.     Weshalb haben die Väter der Hüterinnen keinen Kontakt zu ihren Töchtern? Und warum bekommen die Männer die Söhne? Wie soll da bitte eine Familie draus entstehen, wenn die Göttin das verbietet?

Hier die Charakter:
Maya an sich ist eine interessante, ehrliche und auch recht impulsive Persönlichkeit. In manchen Dingen ist sie mir tatsächlich zu naiv und was mir tatsächlich bei ihr auf die Nerven ging war ihre Sturheit. Sie handelt einfach zu impulsiv und wundert sich dann über die Folgen. Um im nächsten Augenblick zu denken: Verdammt hätte ich es doch anders gemacht. Ich will das aber jetzt so und so haben. Am Anfang fand ich das ja noch interessant, aber es störte mich ab da wo es um die Entscheidung ging ganz gewaltig.
Ihre Mutter ist eine angenehme Person die uns nicht nur einmal im Buch begegnet. Iria, Mayas beste Freundin, ist klasse. Sie macht ihr Mut, sagt was sie denkt und hat dabei so große Angst sie nicht mehr wieder zu sehen. Auch sie ist die ganze Zeit für Maya da.
Von der Göttin Gaia konnte ich mir kein richtiges Bild machen. Auf der einen Seite ist sie die Göttin. Diejenige die den Menschen geholfen hat. Sie wird als gütig, freundlich und weise bezeichnet. Man verbringt die ersten zwei Tage bei ihr und trotzdem kann ich sie einfach nicht greifen.
Zu ihren vier Söhnen habe ich mir meine ganz eigenen Gedanken gemacht. Ja sie sind Götter und darum sehen sie auch alle gut aus. Sie sind nett, freundlich, zuvorkommend und ich weiß nicht was noch alles. Aber… und da kommt das große aber. Total unterschiedlich. Von Avis (Frühling) kann ich mir eben so wenig ein Bild machen wie von Gaia. Allerdings mag ich Nutty, ein Eichhörnchen, seinen Tiergeist.  Sol (Sommer) ist ein von sich überzeugter und in meinen Augen recht eingebildeter Charakter. Sein Tiergeist ist ein Delphin von dem aber leider nicht so viel gesagt wird. Jesien (Herbst) ist ein netter, freundlicher und kommunikativer Gott. Der mir im Gegensatz zu seinen älteren Brüdern sofort sympathisch gewesen ist. Ich mag ihn wirklich. Er wird für Maya das was sie die ganze Zeit gesucht hat: Ein guter und bester Freund. Sein Tiergeist ist Sowa, eine Eule, die mir auch recht sympathisch wurde.
Der Vierte in der Runde ist Nevis (Winter). Ein verschlossener, kalter, ruhiger, sturer und trotzdem sehr impulsiver Gott. Der jüngste der Götter und Gaias Lieblingssohn. Ich bin mir immer noch uneinig was ich von ihm halten soll. Auf der einen Seite mag ich ihn und auf der anderen Seite nicht. Sein Tiergeist Iria (eine Eiswölfin) hingegen mochte ich sofort. Nevis versucht immer alle auf Distanz zu halten und macht sich selbst das Leben dadurch zur Hölle. Gefühle sind was für Idioten und er als Gott braucht so was ja nicht…
Seine drei Brüder sehen das übrigens etwas anders.
Jesien ist ihm da am ähnlichsten und bei ihm wusste man die ganze Zeit woran man ist.

Was haben wir in dem Buch: eine junge Frau die sich für eine der vier Jahreszeiten entscheiden soll, für jeden eine Woche Zeit hat und eigentlich schon vom ersten Moment an weiß wo sie hingehört. Doch weiter oben habe ich ja ihr voreiliges Handeln erwähnt was sie in die eine oder andere Schwierigkeit bringt. Und es ist dann ziemlich dämlich – tut mir leid für die Bezeichnung – aus Zurückweisung eine Entscheidung zu treffen, die man keine 2 Minuten später schon bereut. Alles was folgt basiert darauf. Mehr verraten möchte ich da nicht.

In meinen Augen kam auch das Kennenlernen der vier Jahreszeiten etwas zu kurz. Für jede hatte Maya eine Woche Zeit. Doch die Jungs werden innerhalb von 4 oder 5 Seiten zusammengefasst und danach kommt die Entscheidung. Das fand ich unheimlich schade. Denn gerade wie die Jungs (ja ich weiß es sind Götter, doch sie verhalten sich nicht so) ihre Arbeit machen, wo genau sie leben und wie das aufgebaut ist macht es doch interessant. Davon ist leider fast gar nichts gekommen. Dafür ziehe ich dem Buch auch was ab. 
Hinter den paar Seiten versteckt sich so viel Potenzial das noch viel mehr zu der Schönheit der Jahreszeiten beitragen konnte. Und wenn das Buch dadurch 25 oder 50 Seiten länger geworden wäre hätte mich das auch nicht gestört.
Dazu kam von beiden Parteien das naive Nachfragen was das denn ist und ob sich Liebe so anfühlt. Dieser Teil war etwas übertrieben und hat mich immer dann doch ausgebremst. Schade.

Eine Sache noch, auch wenn mich die meisten für den nächsten Satz hassen werden:
Der Schluss hat mir nicht gefallen.
Ja ich weiß viele mochten das halbe Happy End und die Idee die dahinter steckt hat mir ebenfalls gefallen. Meines Erachtens war das aber nicht verdient. Wenn man einen Fehler macht der so schwerwiegend ist sollte man auch gebührend dafür bestraft werden. Und da wäre es nur fair gewesen, wenn der Schluss eine andere Wendung genommen hätte.

Trotzdem empfehle ich das Buch weiter. Es ist flüssig geschrieben, die Seiten ziehen nur so dahin und trotz meiner negativen Anmerkungen ist es immer wieder was für zwischendurch.
Insgesamt bekommt das Buch von mir 3 Sterne.


Ich habe auch vor die nächsten Bände zu lesen, aber nur wenn sie als Printausgabe erscheinen. Ich mag einfach keine E-Books.
Ach und wenn ich einen der Götter wählen dürfte: Jesien. Ohne länger darüber nachzudenken.

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